
Wenn man Kommissar Erdmann begegnet – und sei es nur auf der Tribüne des Tennisclubs Eintracht Berlin-Süd (Name erfunden, aber nicht ganz unrealistisch) –, merkt man sofort: Der Mann hat viel gesehen. Und noch mehr geschwiegen. Seine Augen beobachten das Geschehen mit stoischer Ruhe, sein Thermobecher dampft dezent nach Kaffee und die Art, wie er Menschen mustert, sagt einem mehr als jedes Gespräch: Hier sitzt keiner, der bloß den Spielstand verfolgt.
Dabei fing alles einmal ganz klassisch an. Erdmann, Jahrgang irgendwo zwischen Analogtelefon und Faxgerät, trat in jungen Jahren in den Dienst der Berliner Polizei. Nicht aus Abenteuerlust, sondern aus Überzeugung. Sein Vater war Schlosser, seine Mutter Sprechstundenhilfe, beide mit einem präzisen Gerechtigkeitssinn ausgestattet – aber ohne viel Tamtam. Genau diese Mischung nahm Erdmann mit ins Revier. Kein Blaulicht-Gepose, keine Heldenpose, dafür ein messerscharfer Blick für das, was nicht stimmt – auch wenn es nach außen noch so korrekt wirkte.
Vierzig Jahre blieb er im Dienst. Zunächst Streife in Kreuzberg, dann Kripo, Mordkommission, später Wirtschaftskriminalität. Und immer wieder: Fälle, bei denen nicht der laute Knall, sondern das leise Knacken in der Fassade ihn stutzig machte. Erdmann war nie der Typ für große Reden. Eher der, der beim zweiten Kaffee beiläufig eine Frage stellte, die ein Alibi ins Wanken brachte. Die Kollegen nannten es "Erdmanns Spürsinn", er selbst nannte es "Zuhören, wenn andere reden". Seine Verhöre waren Gespräche. Seine Ermittlungen Geduldsspiele. Und sein Erfolgsrezept: Menschen ernst nehmen – und gleichzeitig keinen Gedanken daran verschwenden, wie sie gerne gesehen würden.
Als es Richtung Pension ging, machte er keinen Aufstand. Er ließ sich nicht verabschieden mit PowerPoint und Wurstplatte, sondern packte seine Sachen, ließ den Kollegen Schröder den Büroschlüssel da – und verschwand. Einfach so. Dass Schröder ihm dann, Jahre später, auf einem Tennisplatz wiederbegegnen würde, war Zufall. Oder Schicksal. Oder Berliner Kleingesellschaft.
Denn: Erdmann hatte sich, statt Balkonpflanzen oder Boulekugeln, für ein neues Revier entschieden. Einen Tennisclub. Altersklasse 60+, Sandplätze, Vereinsheim mit Geranien. Wer glaubt, dort sei die Welt in Ordnung, kennt die menschliche Natur nicht. Neid, Geltungsdrang, alte Rechnungen – sie tragen hier weiße Polos und sammeln LK-Punkte. Und sie haben keine Ahnung, dass Erdmann noch immer ermittelt. Mit Blick für Abgründe, die sich hinter Doppelfehlern und Getränkemarken auftun.
Seither löst er Fälle, über die andere hinwegsehen. Kein Mord an jeder Ecke – aber verschwundene Medaillen, manipulierte Spielerlisten, zerbrochene Karrieren, entwendete Spinde, tote Braten an falschen Tagen. Mit dabei: Schröder, der ewig junge Assistent mit einem Herz am rechten Fleck und der Tendenz, zu früh zu schlussfolgern. Und Lina Berg, die investigative Journalistin, die weiß, dass wahre Geschichten nicht im Ergebnisbericht stehen.
Kommissar Erdmann a.D. ermittelt heute dort, wo andere aufschlagen. Mit Thermobecher, Trenchcoat, lakonischem Witz – und einer Ahnung, dass das Böse nicht immer laut sein muss. Manchmal reicht ein falscher Blick zur falschen Zeit. Oder ein zu gut platzierter Stoppball.

Kommissar Erdmann a.D. – Ermittler mit Berliner Schnauze und thermosgefüllter Intuition. Hier erfahren Sie mehr über den Mann, der zwischen Sandplatz und Schweigen das Verbrechen aufdeckt.

Lina Berg – hartnäckige Reporterin mit Spürsinn für das, was unter der Oberfläche liegt. Wer wissen will, wie nah Journalismus und Justiz sich manchmal kommen, ist hier genau richtig.

Assistent Schröder – jung, ehrgeizig, manchmal zu schnell fürs eigene Denken. Doch wenn’s drauf ankommt, steht er genau da, wo Erdmann ihn braucht.